Foto: Lukas Roth

Preisträger Architekturpreis Münster – Münsterland 2017
Preisträger Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2018

Philosophisches Seminar am Domplatz, Münster

Münster

Foto: Lukas Roth

Philosophisches Seminar am Domplatz, Münster

Münster
Projekt
Philosophisches Seminar am Domplatz
Architekt
Peter Böhm Architekten, Köln
Bauherr
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Münster

Juryurteil „Architekturpreis NRW 2018“

Bei der Erweiterung und Ertüchtigung von Bestandsbauten geht es stets um die schwierige Balance zwischen respektvoller Anpassung und selbstbewusster Intervention. Bei der Ergänzung der Bibliothek des Philosophischen Seminars in Münster haben die Architekten einen neuen Flügel so geschickt gestaltet, dass trotz klarer Kontrastwirkung keinerlei Bruch entsteht. Die Fassade bildet die zeitgemäße Formulierung einer stockwerksübergreifenden Kolossalordnung, die mit ihren mächtigen Pfeilern und schmalen Gesimsen sogar die klassische Dreiteilung aus Sockelzone, Geschossen und Attika andeutet, ohne historisierend oder bloß dekorativ zu sein.

Darüber hinaus holt der vor den Altbau gestellte Erweiterungsflügel ein Stück des zuvor unzureichend genutzten öffentlichen Raumes ins Gebäude hinein. Dadurch verwandelt sich der vormals ungedeckte Restraum des Hofes in ein lichtdurchflutetes Atrium, das die offenen Bibliotheksetagen erschließt und zum kommunikativen Zentrum der Fakultät wird.

Die extreme Porosität der offenen Geschosse weitet die spitzwinklige Raumschlucht zwischen Alt- und Neubau in einen spektakulären Lichthof auf und verwandelt die funktionale Erschließungszone in einen Schwellen- und Übergangsraum zwischen Innen und Außen.

Die Materialwahl der teils bündig, teils offen vermauerten Ziegel, die ebenso wie die alten Mauerwände stark überschlämmt wurden, geben der robusten Stofflichkeit des konstruktiven Gerüsts den Reiz berührungsfreundlicher Handlichkeit. Formale Abstraktion und sinnliche Einfühlung finden in einer gelungenen Ergänzung zueinander.

Juryurteil „Auszeichnung guter Bauten 2017“

Mit dem mutigen Vorschlag, umfangreich in den Bestand einzugreifen, um zusammen mit der Bibliotheksergänzung einen eindrucksvollen Verbindungsraum zu schaffen, überzeugte Peter Böhm im Wettbewerb von 2011. Die Konsequenz, mit der sein Konzept umgesetzt wurde, verblüfft schon bei der Annäherung an das neue Ensemble.

Beim Eintritt in das Philosophikum zieht das Zusammenspiel von Alt und Neu den Besucher sofort in seinen Bann. Gemeinsam erzeugen die beiden Gebäudeteile einen bemerkenswerten, gleichermaßen großzügigen wie sinnlichen öffentlichen Raum. Über den präzise gefassten Vorplatz, die auf regelmäßige und fein proportionierte Pfeiler und Simse beschränkten Fassaden, den zurückhaltend aber eindeutig markierten Zugang und die über alle Ebenen reichende Erschließungsfuge gelingt die Inszenierung einer lebendigen Raumfolge. Innen wie außen bietet das neue Gefüge der Bauteile mit seiner robust materialisierten strukturellen Klarheit auf ganz unaufdringliche Weise Orientierung und Transparenz.

Die unaufgeregte Erscheinung des Neubaus prägt der teils flächig, teils auf Lücke vermauerte Ziegel im Wechsel mit feinen Betonsimsen. Die starke Überschlämmung sowohl des neuen als auch des alten Mauerwerks zieht dabei die Teile zusammen und weicht die Trennung zwischen Innen und Außen spielerisch auf. Die so geschaffene schmale Halle, faszinierender Zwischenraum und Herz der erweiterten Fakultät zugleich, holt den städtischen Raum in das Gebäude und lässt es damit zu einem wahrhaft öffentlichen Haus werden.

Preisträger

Architekturpreis Münster – Münsterland 2017 – Auszeichnungen

Preisträger

Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2018 – Auszeichnungen