Preisträger BDA Preis Bayern 2010
Nominierung BDA-Architekturpreis Nike 2010

Biohotel im Apfelgarten, Hohenbercha

Kranzberg

Biohotel im Apfelgarten, Hohenbercha

Kranzberg
Projekt
Biohotel im Apfelgarten, Hohenbercha
Architekt
Deppisch Architekten, Freising
Bauherr
Andreas Hörger, Biohotel + Tafernwirtschaft, Hohenbercha

Beurteilung der Jury Europäischer Architekturpreis 2011 Energie+Architektur:

„Leben aus einer jahrhundertelangen Tradition heraus im Einklang mit der Natur“ – dieses Anliegen kommt im Neubau des Gästehauses für die Tafernwirtschaft und das Biohotel Hörger in Hohenbercha deutlich zum Ausdruck.

Der lang gestreckte zweigeschossige Baukörper fasst und begrenzt das Anwesen nach Osten. Das Ensemble aus Gästehaus, historischem Apfelgarten, Biergarten und Wirtshaus gliedert die verschiedenen Bereiche klar und ist städtebaulich in das Gesamtbild des Dorfes gut eingebunden. Der Neubau folgt dem natürlichen Geländeverlauf und nimmt dabei die Gestalt ortsüblicher Gebäudetypologien in Form und Material wie selbstverständlich auf. Massives Zirbenholz als Brettsperrholz bildet das gesamte Tragwerk. Der konstruktive Aufbau des Hauses ist denkbar einfach und ermöglichte mit einem hohen Grad an Vorfertigung beachtlich kurze Bauzeiten. Die Holzoberfläche ist unbehandelt erlebbar und betont die ästhetische Gestaltung des Baukörpers. Die Ausformulierung der Details ist dabei präzise und überzeugend materialgerecht.

Alle Gästezimmer orientieren sich zum Apfelgarten und sind großzügig verglast. Sie werden rückwärtig von einem Laubengang erschlossen, der zur Straßenseite von einer ruhigen Lamellenfassade aus senkrecht stehenden Lärchenbohlen abgeschlossen wird. Die Zimmer erfüllen den 4-Sterne-Standard, weichen aber doch in jeder Beziehung vom Standard ab. Optik, Haptik und Duft des unbehandelten Zirbenholzes bestimmen die Atmosphäre der Zimmer. Nachhaltige und flexible Raumgestaltung ermöglichen dabei optimale Ausnutzung des vorhandenen Raumes und problemlose Anpassung an wechselnde Situationen.

Die Gebäudehülle ist kompakt und hochgedämmt. Die Dreischeibenisolierverglasung der Zimmerboxen ist mit kapillarartiger, lichtstreuender Struktur gefüllt, die den Einblick von außen verhindern und den Ausblick von innen bei bestimmten Blickwinkeln ermöglichen. Im Winter wird die Sonnenenergie passiv genutzt, im Sommer verschatten die Apfelbäume die Glasflächen. Über das lang gestreckte, leicht nach Süden geneigte Dach läuft das Regenwasser offen über Südwand und Bachlauf in den Hofweiher.

Das Gästehaus wird ausschließlich mit örtlichen Energiequellen, CO2-neutral und langfristig wirtschaftlich auf einfache Art und Weise betrieben. Ein Biomassekraftwerk am Dorfrand versorgt das gesamte Anwesen mit Heizenergie. Fotovoltaikmodule auf der Dachfläche decken den gesamten Strombedarf des Hauses.

Das Biohotel in Hohenbercha überzeugt durch ein ganzheitliches, integratives Architektur- und energetisches Konzept, das nachhaltig, effizient und ressourcenschonend umgesetzt werden konnte.

www.wasserwaermeluft.de


Beurteilung der Jury BDA Preis Bayern 2010:

Hohenbercha liegt nordöstlich von München am Rande des Ampertals in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Bei der Tafernwirtschaft Hörger handelt es sich um ein stattliches Gebäude, das aus einem Dreiseithof des frühen 19. Jahrhunderts gleichsam herausgewachsen ist und mit dem vorgelagerten Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Durch das «Biohotel im Apfelgarten» konnte die Zahl der Zimmer von vier auf 25 erhöht werden. Der zweigeschossige Neubau, im rechten Winkel zur bestehenden Gastwirtschaft stehend, befindet sich an der östlichen Kante des Grundstücks und folgt mit seiner leichten Dachneigung dem sanft abfallenden Terrain des Obstgartens. Über einer Bodenplatte aus Beton wurde das Hotel als präfabrizierter Holzelementbau aus Zirbenholz erstellt. Offene Laubengänge im Osten dienen der Erschließung, während Fenster auf der Westseite den Blick in den Garten gewähren. Die Hotelzimmer, gleichsam neben- und übereinander gestellte Holzboxen, sind ebenfalls mit Zirbenholz ausgekleidet und mit formal reduzierten Holzmöbeln ausgestattet, sodass sich eine warme und klare, aber nicht minimalistische Atmosphäre ergibt. Die Jury lobte die ressourcenschonende Bauweise mit nachwachsenden Rohstoffen; das Biohotel zeigt, wie zeitgemäßes nachhaltiges Bauen auf dem Land jenseits von kitschiger Rustikalität oder vordergründiger Öko-Ästhetik aussehen kann. Wegweisend ist insbesondere das Energiekonzept: Während ein Biomassekraftwerk am Dorfrand das gesamte Anwesen mit Heizenergie versorgt, wird der Strom für den hoch gedämmten Neubau des Gästehauses durch Photovoltaikmodule auf der Dachfläche erzeugt. Die Erwärmung des Brauchwassers erfolgt über Wärmetauscher, welche die Küchenabluft und die Abwärme der Kühlanlage ausnutzen. Durch die Nachtlüftung im Sommer konnte auf weitere Maßnahmen zur Kühlung verzichtet werden. Die Tafernwirtschaft Hörger ist ein florierendes Unternehmen, welches beweist, dass ökologisches Verständnis und wirtschaftlicher Erfolg keinen Widerspruch darstellen müssen. So wie man auf der Speisekarte auf biologische Produkte zertifizierter Erzeuger aus der Region setzt, war auch für die Architekten der Umgang mit nachwachsenden Rohstoffen selbstverständlich. Gleichwohl: Die meisten Gäste der Gastwirtschaft reisen mit dem Automobil an. Und so ist es auch kein Wunder, dass Struktur und Erschließung des Gästehauses an ein klassisches Motel erinnern.

www.bda-preis-bayern.de

Preisträger

BDA Preis Bayern 2010 – Gewerbe- und Verwaltungsbau

Nominierung

BDA-Architekturpreis Nike 2010